Sigmadivertikulitis & Divertikulose: Ursachen, Verlauf und chirurgische Therapie
Divertikel sind kleine Ausstülpungen der Darmschleimhaut – meist im Sigma, dem letzten Abschnitt des Dickdarms. Viele Menschen haben sie ohne Beschwerden (Divertikulose), bei rund 10–25 % kommt es jedoch im Laufe des Lebens zur Entzündung (Divertikulitis). Das kann von Bauchschmerzen bis zu ernsten Komplikationen reichen.
Ursachen & Verlauf
Eine ballaststoffarme Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko für Divertikelbildung und Entzündung. Die Entzündung entsteht meist durch Stuhlstau in den Divertikeln – selten reißt die Darmwand (Perforation), wodurch Abszesse oder eine Bauchfellentzündung entstehen können.
Klinische Stadien & Symptome
Die S3-Leitlinie unterscheidet nach dem Hansen-&-Stock-Score (Typ 1–4):
- Typ 1: Unkomplizierte Entzündung – Schmerzen im linken Unterbauch, ggf. Fieber
- Typ 2: Komplizierte Entzündung mit Abszess oder Perforation
- Typ 3: Chronisch-rezidivierend
- Typ 4: Blutung
Konservative Therapie
- Ballaststoffreiche Ernährung, Flüssigkeit, Bewegung
- Unkomplizierte Fälle eventuell auch ohne Antibiotika, bei komplizierten gezielte Antibiotika und anschließend adaptiertes Vorgehen je nach Befund (ggf. operative Versorgung mittels Sigmaresektion)
- Intervall-Koloskopie nach Ausheilung empfohlen, um Tumore auszuschließen
Indikation zur Operation
Eine elektive Sigmaresektion wird empfohlen bei:
- Rezidivierenden Entzündungen mit Beschwerden nach dem zweiten Schub
- Komplikationen wie Abszess, Stenose, Fistel oder unklarer Tumorverdacht
- Notfallsituationen: freie Perforation, Kot-Peritonitis
Operative Verfahren
Sigmaresektion: Entfernung des erkrankten Sigma-Abschnitts – offen oder vorzugsweise laparoskopisch.
Laparoskopische Resektion
- Minimal-invasiv: 3-4 kleine Schnitte, schonende Darmmobilisation, spannungsfreie Anastomose
- Sicher und effektiv – weniger Blutverlust, schnellere Erholung, kürzerer Krankenhausaufenthalt, geringere Morbidität
- Bei komplizierter Divertikulitis ebenfalls möglich, mit sehr niedriger Komplikationsrate
Offene Resektion
Wird bei ausgeprägten Entzündungen, Notfällen (z. B. Perforation) oder speziellen anatomischen Verhältnissen eingesetzt.
Risiken & Timing
- Anastomoseninsuffizienz-Risiko: 3–5 % bei elektiven Eingriffen, temporärer künstlicher Darmausgang sehr selten
- Elektive Resektion etwa 6–8 Wochen nach akutem Schub – senkt Komplikationsrisiko
- Notfallsituation erfordert sofortige Operation, oft mit Risiko für Stoma – z. B. Hartmann-Verfahren
Nachsorge & Prognose
Kontroll-Koloskopie, ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung helfen, Rezidive zu reduzieren. Elektive Resektion verbessert langfristig Lebensqualität – insbesondere bei wiederkehrendem Verlauf.
Fazit
Sigmadivertikulitis ist eine häufige Erkrankung des Sigma – meist gut behandelbar, aber potenziell schwerwiegend. Laparoskopische Sigmaresektion bietet eine schonende, effektive Möglichkeit zur dauerhaften Beschwerdelinderung. In Notfällen ist oft eine offene Operation erforderlich.
Priv.-Doz. Mag. Dr. Hannes Müller steht Ihnen als Facharzt der Chirurgie mit einem modernen, individuell angepasstem chirurgischen Konzept zur Seite – konservativ oder operativ – für eine sichere und nachhaltige Behandlung.