Beckenbodenbeschwerden erkennen und richtig behandeln
Der Beckenboden – ein Muskelnetzwerk, das unsere inneren Organe stützt, für Kontinenz sorgt und bei Frauen auch während Schwangerschaft und Geburt stark gefordert wird. Wenn diese Struktur aus dem Gleichgewicht gerät, kann das unangenehme Folgen haben: von einem Druckgefühl im Unterbauch bis hin zu Inkontinenz oder sogar sichtbaren Senkungen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was hinter Beckenbodenbeschwerden steckt, welche Symptome typisch sind – und warum eine interdisziplinäre Herangehensweise besonders wichtig ist.
Was macht der Beckenboden eigentlich?
Der Beckenboden besteht aus mehreren Muskelschichten, die wie ein Trampolin zwischen Schambein und Steißbein gespannt sind. Bei Frauen stützt er Blase, Gebärmutter und Enddarm. Er hilft beim Wasserlassen, Stuhlgang – und spielt auch beim sexuellen Empfinden eine wichtige Rolle.
Wenn die Stütze nachgibt: Ursachen und Formen der Beschwerden
Beckenbodenbeschwerden sind so vielfältig wie ihre Ursachen. Häufige Auslöser sind:
- Schwangerschaft
- Geburt (besonders bei höhergradiger Dammverletzung)
- Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren
- Chronische Belastung, z. B. durch Husten, schweres Heben oder Übergewicht
- Operationen im Unterbauchbereich
Typische Krankheitsbilder sind:
- Beckenbodensenkung (Senkung von Blase, Gebärmutter oder Darm)
- Beckenbodenschmerzen (oft ziehend, drückend oder stechend)
- Harn- oder Stuhlinkontinenz
Viele Betroffene empfinden auch ein „Fremdkörpergefühl“ in der Scheide oder ein Druckgefühl nach längerem Stehen.
Interdisziplinär denken – individuell behandeln
Beckenbodenbeschwerden betreffen meist mehrere Strukturen und Funktionen. Deshalb reicht es selten, nur „eine Baustelle“ zu behandeln. Eine gute Diagnostik umfasst:
- Gynäkologische Untersuchung (z. B. Tastbefund, Ultraschall)
- Urologische oder proktologische Abklärung
- Funktionelle Tests oder Beckenbodenultraschall
Hier zahlt sich die interdisziplinäre Erfahrung aus: Priv.-Doz. Mag. Dr. Hannes Müller, Facharzt für Chirurgie und Gynäkologie, verbindet operative und konservative Behandlungsansätze mit einem ganzheitlichen Blick auf das weibliche Becken. Diese Kombination ist bei komplexen Beckenbodenbeschwerden von besonderem Vorteil.
Welche Therapien gibt es?
Die Behandlung richtet sich nach Art und Schwere der Beschwerden:
- Beckenbodentraining
- Biofeedback mit Elektrostimulation
- Elektromagnetische Beckenbodenstimulation (EMP-Chair)
- Pessartherapie (mechanische Unterstützung z. B. bei Senkung)
- Medikamentöse Behandlung, etwa bei hormonellem Mangel
- Lasertherapie bei Schleimhautveränderungen und zur Stärkung des Bindegewebes (Femilift)
Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen oder eine starke Senkung bzw. Inkontinenz vorliegt, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden.
Wenn operiert werden muss
Moderne Beckenbodenchirurgie ist oft minimal-invasiv möglich. Je nach Befund kommen folgende Verfahren zum Einsatz:
- Netzeinlage zur Korrektur von Senkungszuständen (laparoskopische laterale Kolposuspension nach Dubuisson)
- Scheidenplastiken zur Hebung von Blase oder Gebärmutter, eventuell in Kombination mit Netzeinlage (SRS Netz)
- operative Versorgung bei Harninkontinenz (TVT Band, laparoskopische Kolposuspension nach Burch)
- laparoskopische Rektopexie oder Resektionsrektopexie bei Rektumprolaps
Ziel ist immer: Stabilität zurückgeben – und damit Lebensqualität.
Fazit
Beckenbodenbeschwerden sind weit verbreitet – aber kein Tabuthema. Viele Frauen leiden jahrelang still, obwohl gute Hilfe möglich ist. Wer frühzeitig aktiv wird, kann oft mit gezielten Maßnahmen viel erreichen. Und wenn eine Operation notwendig wird, profitieren Sie von der Erfahrung eines Arztes, der sowohl in der Gynäkologie als auch in der Chirurgie zu Hause ist: Priv.-Doz. Mag. Dr. Hannes Müller begleitet Sie mit seinem interdisziplinärem Fachwissen.